Existenzgründung in der Landwirtschaft
Wie starte ich als Existenzgründer:in der Landwirtschaft?
Der erste Schritt für ausgebildete Landwirt:innen die landwirtschaftliche Flächen kaufen wollen, beginnt mit der Suche. Der beste Weg um an Agrarimmobilien wie Ackerland, Grünland oder Wald zu kommen ist die direkte Ansprache der Besitzer:innen von Landflächen vor Ort. So lernen sie nicht nur das Land kennen, sondern auch die Menschen denen sie bei einer Betriebsgründung noch sehr oft begegnen werden.
Die Gründung eines Landwirtschaftsbetriebes ist eine existentielle Bindung oft für ein ganzes Leben. Kulturelle Schnittpunkte und das soziale Umfeld sind sehr wichtige, oft unterschätzte, Kriterien in der Landwirtschaft, die es mit der Beurteilung von Agrarimmobilien abzuwägen gilt.
Agrarflächen finden
Wo finde ich Agrarflächen zum Kauf oder zur Pacht?
Agrarflächen von Privatpersonen, Kirchen, Stiftungen, Unternehmen, Agrarbetrieben und Kommunen werden oft direkt vor Ort, in Lokalzeitungen, über Agrarmakler:innen und teils über Social Media angeboten. Webportale wie die Flächenplattform.de sind adäquate Börsen für Agrarimmobilien mit lokalen Angebots- und Suchfiltern.
Oder direkt nachfragen: vielleicht kennt der Nachbar jemanden, der Landwirtschaftsfläche verkaufen oder verpachten möchte. Vielleicht sogar er selbst? Denn viel Land wird lokal verpachtet oder verkauft, da Bodenverkäufe häufig sehr diskret verhandelt werden.
Flächenangebote in den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gibt es zudem bei der Bodenverwertungs- und Verwaltungs GmbH (BVVG), die im Auftrag des Bundes seit 1996 land- und forstwirtschaftliche Flächen verpachtet und verkauft.
Regeln beim Verkauf und Verpachtung von Land
Worauf sollte ich beim Landverkauf und Verpachtung achten?
Beim Landverkauf muss alles schriftlich festgehalten und notariell beglaubigt werden, zudem sind steuerliche Folgen zu kalkulieren und die Spekulationsfrist von zehn Jahren zu beachten.
Bei der Verpachtung sind mündliche Absprachen zwar legal, um Missverständnissen vorzubeugen und abgesprochene Nebenpflichten klar zu regeln, sollte der Pachtvertrag jedoch schriftlich festgehalten werden.
Der Preis ist nicht alles, beim Verkaufen oder Verpachten sollten Sie z.B. auf das Betriebskonzept und die Ortsansässigkeit des Betriebs achten.
Kaufen oder pachten
Vor- und Nachteile bei Kauf oder Pacht von Landwirtschaftsflächen
Vorteile beim Kauf einer Agrarfläche: wertbeständige Investition, mehr Freiheiten in der Nutzung, gewinnbringende Verpachtung möglich. Die Nachteile sind u.U. hohe Investitionen, unflexible Lebensplanung, Reparatur und Instandhaltung müssen selbst getragen werden.
Die Vorteile einer Pacht sind: geringere Kosten, flexiblere Lebensplanung, Land lässt sich flexibel abgeben oder dazupachten, um Reparatur und Instandhaltung müssen sich Eigentümer:innen kümmern. Die Nachteile sind dagegen kein Mitbestimmungsrecht bei baulichen Veränderungen oder Instandhaltungsmaßnahmen, jährliche Pacht kann steigen und es besteht ein Risiko durch nicht verlängerte Pachtverträge.
Kriterien beim Erwerb von Landwirtschaftsflächen
Was sind Kriterien beim Erwerb von Landwirtschaftsflächen?
Lage, Bodenqualität, Anzahl Hektar, Stadtnähe und Vermarktungsmöglichkeiten sind je nach Konzept die Kriterien, die beim Kauf einer Agrarfläche zu beachten sind.
Bodenpunkte bzw. die Ackerzahl zeigen an, wie gut der Boden auf dem Ackerland ist. Bei über 60 Punkten spricht man von sehr guten Böden, gute Böden liegen zwischen 40 und 60 und, ein mittlerer Acker zwischen 20 und 40 und Bodenpunkte unter 20 deuten auf einen minderwertigen Acker hin.
Was kostet Landwirtschaftsfläche
Was kostet ein Quadratmeter / Hektar Ackerfläche?
In Deutschland kostete 2020 ein Quadratmeter Ackerland umgerechnet 2,76 Euro.
Der Kauf eines Hektar landwirtschaftliche Fläche betrug durchschnittlich 27.676 Euro, in Brandenburg 12.951 Euro.
Bei Pacht und Kauf sind Agrarflächen in Hektar oder ha angegeben - ein Hektar entspricht 10.000 qm.
Die einzelnen Kaufwerte im Überblick finden sich in diesem Agrarbericht.
Preisentwicklung von Ackerland
Wird Ackerland teurer?
Seit 2008 haben sich die Preise für landwirtschaftliche Flächen mehr als verdoppelt - im bundesweiten Durchschnitt gab es eine Preissteigerung um 120 Prozent, in Ostdeutschland stiegen die Bodenpreise um 216 Prozent.
Die Pachtpreise ziehen ebenfalls an. Bei neu abgeschlossenen Pachtverträgen betrugen in Brandenburg 2020 die durchschnittlichen Preise für Ackerland 220 Euro pro Hektar und 163 Euro für Grünland. 2010 waren es noch 105 Euro für Ackerland und 71 Euro für Grünland.
Zukunft der Landwirtschaftsflächen der BVVG?
Was passiert mit den Landwirtschaftsflächen der BVVG?
Die bundeseigene Bodenverwertungs- und -verwaltungs-Gesellschaft (BVVG) besitzt 2022 noch rund 91.000 Hektar Landwirtschaftsflächen in Ostdeutschland aus dem Bestand der ehemaligen DDR. Diese Flächen sollen nach dem Willen der neuen Regierung zur Erreichung der Klimaziele an Existenzgründer:innen, ökologisch wirtschaftende Betriebe und für Ausgleichsmaßnahmen für den Klimaschutz verwendet werden. Künftig will die BVVG die Flächen nicht mehr verkaufen, sondern ausschließlich an Nachhaltigkeits-Kriterien gekoppelt verpachtet werden.
Agrarimmobilien kaufen
Wie kaufe ich Agrarimmobilien?
Bevor es zum Kauf von Acker, Feld, Grünland oder Wald kommt, ist einiges zu beachten und gute Planung wichtig. Ist eine passende Fläche gefunden, sollten die Nutzungsabsichten mit der zuständigen Behörde geklärt werden.
Danach wird ein Kaufvertrag mit den Vertragsbedingungen aufgesetzt und von einem Notar beglaubigt. Um alle Aspekte rund um den Vertrag zu verstehen, können zudem Expert:innen hinzugezogen werden. Nachdem die örtliche Behörde in den Kauf eingewilligt hat, wird die Eintragung ins Grundbuch vorgenommen.
Rechtliches zum Kauf und Bewirtschaftung von Landwirtschaftsflächen
Wer darf landwirtschaftliche Fläche kaufen und bewirtschaften?
Landwirte:innen sind beim Kauf grundsätzlich privilegiert und können ein Vorkaufsrecht geltend machen, genauso kann die Landwirtschaftsbehörde ein Vorkaufsrecht ab 2 ha zu veräußernder Fläche anmelden.
Da die Kaufpreise in den letzten Jahren massiv angestiegen sind, können Landwirt:innen die Preise teilweise nicht mehr zahlen. Vermehrt kaufen private oder gewerbliche Käufer:innen Landwirtschaftsflächen als sichere und renditeorientierte Geldanlage.
Voraussetzung für den Erwerb von landwirtschaftlichen Flächen ab 2 ha ist das Vorhandensein eines aktiven landwirtschaftlichen Betriebs. Unter Einhaltung gesetzlicher Vorgaben kann jede:r, auch Nicht-Landwirte:innen, diesen gründen.
Es gibt aber auch Ausnahmen: Kleinere Flächen dürfen genehmigungsfrei erworben werden. Die Mindestgrößen variieren je nach Bundesland und liegen zwischen 0,15 ha im Saarland und 2 ha in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Vermittler von Agrarflächen
Wer vermittelt Acker Flächen zum Kaufen oder zur Pacht?
Die Flächenplattform.de, Immowelt.de, Immobilienscout24.de und eBay-Kleinanzeigen sind rein vermittelnde Internetportale für Grundstücke. Flächenangebote stammen hier oft von Privatpersonen und sind provisionsfrei. Agrarmakler:innen vermitteln ihre Immobilien-Angebote mit einem Provisionsaufschlag auf ihren Homepages.
Beratung zum Landerwerb
Wo kann ich mich zum Landerwerb beraten lassen?
Auskünfte über den Grundstücks- und Landerwerb geben spezialisierte Agrarmakler:innen, Notare:innen, Rechtsanwälte:innen und landwirtschaftliche Beratungsagenturen.
Hilfe von Makler:innen beim Erwerb von Ackerflächen
Wie können mir Makler:innen beim Erwerb von Ackerfläche helfen?
Agrar-Makler:innen sind auf den Handel landwirtschaftlicher Flächen spezialisiert und beraten und begleiten Sie bis zum Kaufabschluss.
Mit ihrer langjährigen Fach- und Marktkenntnis helfen sie bei der Suche, der Werteinschätzung und der Finanzierung von Acker, Fläche und Grundstück, sie kümmern sich zudem um die Abwicklung und vermitteln Kontakte zu Sachverständigen.
Boden Genossenschaften
Wie funktionieren Boden Genossenschaften?
Boden für den Ökolandbau sichern Genossenschaften wie BioBoden, Ökonauten oder Kulturland indem sie Acker-Land mit dem Geld privater Anleger:innen kaufen und es an biologisch wirtschaftende Betriebe verpachten.
Die Regionalwert AG ist keine Genossenschaft, funktioniert aber nach einem ähnlichen Prinzip und unterstützt Landwirt:innen in der Region bei Investitionen oder beim Kaufen oder Pachten weiterer Grundstücke wie Acker-Fläche, Wald oder Wiese.
Alternative Finanzierungsmöglichkeiten
Alternative Finanzierungsmöglichkeiten beim Landerwerb
Neben klassischen Bankkrediten kann mit alternativen Finanzierungsformen wie Genossenschaften, Crowdfunding, Solidarische Landwirtschaft (Solawi), Bürger-Aktiengesellschaften, Direkt-Darlehen, Genussrechten oder Patenschaften nötiges Fremdkapital für den Erwerb landwirtschaftlicher Grundstücke eingeworben werden.
Dabei sind alternative Finanzierungsmodelle beim Acker und Landkauf nicht nur ein Mittel um an Kapital zu gelangen, sondern stellen auch einen direkten Kontakt zwischen Konsument:in und Landwirt:in her.